Storytelling im Personalmarketing ist auf dem Vormarsch. Geschichten sind für Recruiter das neue Fundament in der Bewerberkommunikation.
Marken wie Red Bull, Apple, Coca-Cola, Dove oder airbnb sind heutzutage in aller Munde, wenn es um erfolgreiches Brand Storytelling geht. Das Geschichtenerzählen im Recruiting soll vor allem eines: ein Unternehmen als Arbeitgeber im positiven Sinne von der Konkurrenz abheben, um dadurch qualifizierte Mitarbeiter anzuziehen.
Wie Sie als RecruiterIn mit authentischen Geschichten rund um Ihre Karriereseite punkten? Wir verraten es gerne!
Sie kennen das doch sicher aus eigener Erfahrung. Denken Sie an die letzte gute Story, die Sie weitererzählt haben. Wieso haben das gemacht? Wir sagen es Ihnen. Gute Storys wecken in uns Emotionen, wir denken darüber nach, noch lange nachdem wir sie gehört haben und erzählen sie weiter. Das war schon zu Urzeiten so. Der Unterschied zu heute: Das Internet und die sozialen Medien beschleunigen die Verbreitung und die Masse an Geschichten massiv.
Wenn Sie sich jetzt fragen, wovon Ihre Geschichte im Recruiting handeln soll, dann blicken Sie nicht zu weit! Denn die schönsten Erzählungen entstehen in Ihrem Unternehmen. Nun aber der Reihe nach…
Storytelling: das Wichtigste in Kürze
Es war einmal….
Storytelling ist also eine Methode, mit der man im Zeitalter der Informationsflut aus der Masse herausstechen kann. Das hat neurowissenschaftliche Hintergründe. Nackte Zahlen und kalte Fakten nehmen wir zwar wahr, vergessen sie aber schnell wieder. Geschichten hingegen wecken Emotionen in uns. Deshalb bleiben dise auch eher in unserem Gedächtnis.
Storys müssen dazu weder lang sein, noch müssen sie unbedingt im Detail niedergeschrieben werden. Geschichten lassen sich durch Texte wie Kurzgeschichten, Witze und Slogans genauso erzählen, wie durch Bilder und Videos. Hauptsache ist, sie malen uns Bilder und Emotionen in unsere Köpfe, bewegen!
Was kann Storytelling im Personalmarketing?
Am hart umkämpften Arbeitsmarkt bietet smartes Storytelling ein Instrument, genau jene Bewerber anzusprechen, die Sie sich in Ihrem Unternehmen wünschen. Mit Hilfe von Geschichten können sich Arbeitgeber authentisch präsentieren. Das ist oft einfacher, als konkrete Eigenschaften zu definieren, die das Unternehmen beschreiben sollen.
Im Grunde gilt es, folgende Frage zu beantworten: Warum arbeiten Mitarbeiter gerne bei Ihnen? Aus Bewerbersicht: Was habe ich davon, wenn ich dort arbeite?
Insbesondere Angehörige der Generation Z möchten sich mit ihrem Arbeitgeber und dessen Werten im Sinne des Cultural Fit identifizieren. Ihre Aufmerksamkeitsspanne für lange Storys nicht ausreichend. Beim Scrollen am Smartphone braucht es mehr als eine gewöhnliche Stellenanzeige, um in ihrem Bewusstsein zu landen. Zum Beispiel eine Story, die ins Auge sticht oder – noch besser – ins Herz trifft…
Und schon ist eine emotionale Verbindung zwischen dem potenziellen Mitarbeiter und dem Unternehmen entstanden. Personen, die sich nicht aktiv auf Jobsuche befinden, können mit Geschichten ebenfalls erreicht werden. Sie sehen: Storytelling bietet eine starke Möglichkeit, die Rekrutierung potenzieller Mitarbeiter zu fördern – auch für jene Betriebe, die nicht mit eindrucksvollen Zahlen wie etwa hohen Gehältern punkten können.
Welcher Stoff eignet sich für eine Story?
Sehen Sie sich einmal um: In jedem Unternehmen werden täglich neue Geschichten geschrieben. Beginnen Sie gleich bei den Mitarbeitern, denn sie repräsentieren Ihren Betrieb und wissen am besten, was Sie als Arbeitgeber auszeichnet.
Und: Storys aus dem Mund von Mitarbeitern sind glaubwürdiger als nackte Informationen, die auf einer Karriereseite geschrieben stehen. Die erzählenden Personen geben Zahlen und Fakten sozusagen ein Gesicht, das im Idealfall Sympathie und Empathie beim Empfänger erweckt.
Diese Fragen sollten Sie sich stellen:
- Welche Botschaft möchte ich als Recruiter vermitteln?
- Welche Ziele beziehungsweise Zielgruppe möchte ich erreichen?
- Welche Informationen sind für meine Wunschmitarbeiter relevant?
- Welche Werte sollen vermittelt werden?
Entscheidend ist, dass die Geschichte mit Ihrer Employer Brand übereinstimmt. Wie können Sie Ihre Arbeitgebermarke in nur 10 Schritten stärken kann? Hier erfahren mehr.
Storytelling auf der eigenen Karriereseite & Co. Mögliche Inhalte können sein:
- Interview mit einem Kollegen zu einem bestimmten Thema, als Text oder Video
- Erfahrungsberichte, zum Beispiel von Lehrlingen, Frauen in „Männerberufen“, oder langjährigen Mitarbeitern, z. B. Vorzeige-Karrieren
- Jobportraits: Tagesablauf eines Teams als Fotostory darstellen
- Umfragen: Was schätzen Kollegen am Unternehmen?
- Berichte mit Fotos und Videos über außergewöhnliche Firmenevents
- Mitarbeiter-Zitate oder Fotos in Stelleninserate integrieren
- Berichte über herausragende Kundenbeziehungen oder Projekte
- Weitere Themen: Weiterbildungsprogramme, Mitarbeiter-Benefits , Work-Life-Balance
Was ist eigentlich eine Story?
Eine gute Story erzeugt Spannung. Um die Aufmerksamkeit der Wunschzielgruppe zu erhalten, ist zuerst einmal ein guter Aufhänger nötig. Das kann etwa ein besonders emotionales Bild sein oder ein einprägsamer, vielleicht auch provokanter Claim.
Hauptelemente einer Story:
Die Hauptelemente einer Geschichte sind immer ähnlich. In der Regel gibt es einen Hauptdarsteller (Protagonisten) und eine (verbesserungswürdige) Ausgangssituation.
Eine alleinerziehende Mutter, die verzweifelt auf Jobsuche ist.
Das ist auch bereits das nächste Element: das Hindernis, das es zu überwinden gilt. Beziehungsweise: ein zu lösender Konflikt.
Eine alleinerziehende Mutter, die verzweifelt auf Jobsuche ist jedoch niemanden hat, der auf ihre kleinen Kinder aufpassen kann.
Es folgt der Höhe- oder Wendepunkt. In diesem Fall:
Die Mutter wird endlich zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen – und erhält den Job im Unternehmen XY. Dort hat sie flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit für Remote Work, kann ihre Kinder in den Betriebskindergarten bringen und damit Beruf und Familie endlich miteinander vereinbaren.
The (happy) Ende. Schon ist die Erfolgsstory komplett.
Der Vorteil: Hat man einmal eine gute Geschichte erzählt, kann man sie auf unterschiedlichen Kanälen über einen längeren Zeitraum verbreiten.
Form und Verbreitung der Story
In welche Form die Geschichte verpackt wird, sollte je nach Zielgruppe, Kanal und Inhalt entschieden werden. Besonders authentisch und Nähe vermittelnd wirken Videos. Auch Bilder erzeugen leicht Emotionen. Kombiniert mit starken Worten und knackigen, verständlichen Texten, ist die Botschaft perfekt. Wo Sie die Story veröffentlichen, kommt ganz darauf an, welche Wunschkandidaten Sie gerne ansprechen möchten.
Die Basis sollte die unternehmenseigene Karriereseite – oder der eigene Blog (bzw. das Online-Magazin) sein. Von dort aus können Sie den Content dann teilen. In einem professionellen Rahmen bewegen Sie sich hierbei auf Xing und LinkedIn. Auf Instagram lassen sich sowohl Fotos als auch Videos in unterschiedlichen Längen optimal posten. Videos laden Sie am besten auf Ihren YouTube-Kanal – und verbreiten Sie von dort aus weiter.
Mehr zum Thema Social Media Recruiting.
Storytelling im Recruiting: Schritt 1-7
So können Sie Ihr Storytelling-Vorhaben angehen:
- Definieren Sie die wichtigsten Punkte für Ihre Geschichte (siehe Fragen oben), und erarbeiten Sie einen Leitfaden für Ihre Storytelling-Strategie.
- Machen Sie gemeinsam mit Kollegen aus unterschiedlichen Abteilungen ein Brainstorming.
- Wählen Sie die geeignetsten Ideen aus, und erstellen Sie einen Redaktionsplan: Wann wird welcher Content auf welchem Kanal veröffentlicht? (TIPP: Ihr Marketing Team kann Ihnen zum Thema Redatkonsplan sicher rasche Tipps geben.)
- Suchen Sie gemeinsam mit Abteilungsleitern passende Mitarbeiter aus, die (freiwillig) gute Geschichten zu erzählen haben, und weihen Sie sie ein.
- Erstellen und teilen Sie die Inhalte!
- Bewerten Sie den Erfolg der Maßnahmen anhand von Klickzahlen, eingegangenen Bewerbungen, rekrutierten Kandidaten etc. So erhalten Sie wichtige Daten für zukünftige Kampagnen.
- Haben Sie Spaß und bleiben Sie sich selbst treu dabei! Alles andere wäre nicht authenitsch. 😉
Unser Lesetipp für Personalverantwortliche:
Fazit
Storytelling muss „von innen” kommen. Nur wenn die erzählten Geschichten auch tatsächlich im Unternehmen gelebt werden, wirken sie authentisch und glaubwürdig. Daher lohnt es sich, die eigenen Mitarbeiter in den Prozess einzubinden.
Das Wichtigste: Um Storytelling zu betreiben, braucht es kein riesiges Budget. Vielmehr sind es die Ideen, die zählen – und davon gibt es bestimmt auch in Ihrem Unternehmen zahlreiche. Wir wünschen viel Erfolg beim Geschichtenerzählen!
* Um unsere Texte möglichst lesefreundlich zu gestalten, verzichten wir darin auf die gleichzeitige Verwendung von männlichen und weiblichen Sprachformen. Dennoch ist uns wichtig, dass sich alle von uns angesprochen fühlen. Daher verwenden wir die männliche und die weibliche Form im Wechsel. Damit sind immer alle anderen Formen gleichermaßen mitgemeint.