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Viele Arbeitnehmer neigen heute dazu, ihre berufliche Situation zu hinterfragen. Die Coronakrise hat dazu geführt, dass persönliche Prioritäten überdacht und neu definiert werden. Am stärksten bekommen das die KMU zu spüren, die rund 90 Prozent der österreichischen Unternehmen ausmachen.
Der Grund: Die Konkurrenz beim Rekrutieren von neuen Talenten ist im unternehmerischen Mittelstand besonders groß. Es braucht also gute Argumente, um sich als Arbeitgeber attraktiv zu machen. Hier hakt das klassische Employer Branding ein – im sogenannten „War of Talents“ ist das allein aber oft nicht mehr genug.
Wir sagen: Es ist Zeit für Employer Transparency! Was das ist, was es dem herkömmlichen Employer Branding voraushat und welche Vorteile und Risiken es bringt – all das erfahren Sie in diesem Beitrag.
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Employer Branding: Mehr Transparenz, bitte!
Beim Employer Branding geht es darum, eine starke Arbeitgebermarke zu etablieren. Das Ziel: Sich als Unternehmen in der Wahrnehmung potenzieller Bewerber von den Mitbewerbern abzuheben. Und tatsächlich – für kleine und mittlere Unternehmen kann Employer Branding der Schlüssel zu erfolgreichem Recruiting sein.
So weit, so gut. In der Praxis gleichen sich Stellenanzeigen und Karriereseiten allerdings häufig allzu sehr. Austauschbare Werbebotschaften wie „flache Hierarchien“, „arbeiten in einem engagierten Team“, „modernes Büro“, „vielfältige Karrieremöglichkeiten“ oder „angenehmes Arbeitsumfeld“ zählen hier zum Standard.
Arbeitsuchenden fällt es dadurch schwer, Arbeitgeber anhand von spezifischen Anhaltspunkten zu unterscheiden und auszuwählen. Die Unternehmen ihrerseits haben Schwierigkeiten, die passenden Mitarbeiter zu finden. Gefragt sind authentische und ehrliche Einblicke ins Unternehmen statt immer gleicher, leerer Aussagen. In anderen Worten: Employer Branding braucht mehr Transparenz.
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Was ist Employer Transparency?
Im Grunde steht Employer Transparency für die gelebte Transparenz eines Unternehmens – intern und was die Selbstdarstellung nach außen betrifft. Es geht einerseits darum, eine möglichst offene, wechselseitige Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeitern zu etablieren. Andererseits gilt es, sich durch Authentizität und Unverwechselbarkeit von der Konkurrenz am Arbeitsmarkt abzugrenzen.
Employer Transparency ist genau wie Employer Branding ein nie endender Prozess mit laufend sichtbar werdenden Ergebnissen. Nur eine langfristig transparente Ausrichtung kann auch nachhaltige Resultate im Recruiting und in anderen Unternehmensbereichen mit sich bringen.
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Warum ist Transparenz im Unternehmen vorteilhaft?
- wird gleichgesetzt mit
Ehrlichkeit und Authentizität - vermittelt eine
realistische Erwartungshaltungund schafft Verständnis verhindert Enttäuschungenfördert das Vertrauenvon Bewerbern und Mitarbeiternsteigert Zufriedenheit, Produktivität und Engagementder Arbeitnehmer- verstärkt die
Kreativität und Zusammenarbeitim Team - erleichtert das
gemeinsame Setzen und Erreichen von Zielen verflacht Hierarchienund gleicht den Informationsstand zwischen den Ebenen aus- signalisiert
Wertschätzung und Respekt gegenüber Mitarbeitern - erhöht die
Effizienz der internen Kommunikation
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Bereiche, in denen Employer Transparency wichtig ist
Wussten Sie, dass Transparenz für Mitarbeiter am wichtigsten ist, wenn sie persönlich davon betroffen sind? Unter anderem ist Transparenz in folgenden Bereichen von Bedeutung:
- Löhne und Gehälter
- Bewerbungsprozess
- Kündigungsgründe
- Investitionen
- Entscheidungen auf Führungsebene
- Unternehmenserfolge und -misserfolge
- Unternehmensziele
Sie sehen: Vor allem im Hinblick auf Recruiting-Themen spielt Transparenz eine entscheidende Rolle.
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Employer Transparency im Recruiting
Welche Karrierechancen habe ich als Bewerber im Unternehmen? Welche Herausforderungen birgt die angestrebte Stelle? Wie läuft der Bewerbungsprozess (zeitlich und inhaltlich) ab? Was kommt im Bewerbungsgespräch auf mich zu? Was passiert mit meinen persönlichen Informationen, wenn ich nicht aufgenommen werde? Wie setzt sich mein zukünftiges Gehalt zusammen?
All das sind Fragen, die sich potenzielle Mitarbeiter stellen. Je transparenter sie behandelt und beantwortet werden, desto vertrauensvoller wird die Beziehung zum Unternehmen sein. Stellen Sie als Recruiter oder Führungskraft eines sicher: Persönliche Daten und Informationen dürfen niemals weitergegeben werden!
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Transparenz und die Bedeutung des Cultural Fit
Wie gut passt ein (potenzieller) Mitarbeiter zum Unternehmen – in Bezug auf Wertevorstellungen, Einstellungen und Verhaltensweisen? Diese Frage beantwortet der Cultural Fit – und dieser gewinnt im Recruiting zunehmend an Bedeutung. Die Voraussetzung, um Bewerber zu finden, die genau zum Unternehmen passen: Transparenz im Employer Branding!
Im Klartext heißt das für Arbeitgeber: Kommunizieren Sie Ihre Werte, Erwartungen und Versprechen klar und deutlich! Denn nur wer mit der Unternehmenskultur übereinstimmt, kann als Mitarbeiter sein volles Potenzial entfalten. Der Cultural Fit ist somit ein weiterer Faktor, der im Zusammenspiel mit Employer Transparency auf den Unternehmenserfolg einzahlt.
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Risiken von Employer Transparency
Während positive Entwicklungen relativ einfach kommuniziert werden können, sind schlechte Nachrichten und sensible Informationen mit Vorsicht zu behandeln. Denken Sie etwa an Transparenz bei Gehältern. Zu wissen, dass Kollegen mehr verdienen, kann Druck, Konkurrenzdenken und negative Gefühle verursachen. Ein weiteres Beispiel sind Kündigungen. Hier müssen Wege gefunden werden, um transparent zu handeln und gleichzeitig Respekt und Wertschätzung gegenüber Mitarbeitern zu wahren.
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Praxisbeispiel: der Covid Employer Transparency Ticker von kununu
kununu ist Europas größte Arbeitgeber-Bewertungsplattform. Das Unternehmen rief kurz nach Beginn der Coronakrise Arbeitnehmer sowie Arbeitgeber dazu auf, über die Plattform Best-Practice-Beispiele auszutauschen. Es wurde dazu ermuntert, Erfahrungsberichte zu teilen und zu erzählen, wie Unternehmen mit der Krise umgehen.
Ziel der Aktion: Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollten durch die transparente Zusammenarbeit voneinander lernen – und so erfolgreich durch die Krise kommen. Generell wollte kununu mit seinem Covid Employer Transparency Ticker dazu beitragen, die aufgrund von Covid-19 beeinträchtigte Arbeitssituation zu verbessern. Zu den Ergebnissen geht’s hier entlang …
Wir sagen: Die kununu-Initiative ist ein Vorzeigebeispiel dafür, wie Employer Transparency unternehmensübergreifend genutzt werden kann
Fazit
Gefragt sind individuelle Lösungen. Jeder Arbeitgeber muss seine eigenen Wege betreffend transparente Kommunikation finden. Investitionen in die Arbeitgebermarke sind unerlässlich und sie werden sich langfristig lohnen. Denn loyale Mitarbeiter sind unbezahlbar – und die Basis für Ihren nachhaltigen Unternehmenserfolg.
Recruiting, to go.
* Um unsere Texte möglichst lesefreundlich zu gestalten, verzichten wir darin auf die gleichzeitige Verwendung von männlichen und weiblichen Sprachformen. Dennoch ist uns wichtig, dass sich alle von uns angesprochen fühlen. Daher verwenden wir die männliche und die weibliche Form im Wechsel. Damit sind immer alle anderen Formen gleichermaßen mitgemeint.