Erfolgsfaktoren im modernen Recruiting: Grundlagen, Innovationen und wissenschaftliche Ansätze

Reginald Zenta
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14. Februar 2024 Lesezeit 5 Minuten
In einer Welt, die sich ständig wandelt, stehen Unternehmen vor der Herausforderung, effektive und effiziente Talentgewinnungsstrategien zu entwickeln. Diese Aufgabe wird durch die fortschreitende Digitalisierung, veränderte Arbeitsmarktbedingungen und einen verstärkten Fokus auf die Erfahrungen von Kandidaten und Kandidatinnen noch vergrößert.

In diesem Artikel erörtern wir, wie eine Kombination aus bewährten Grundlagen und innovativen Ansätzen Unternehmen dabei unterstützen kann, erfolgreich Talente zu gewinnen und einzubinden.

Inhalt

    1

    Die Bedeutung von Gütekriterien und prognostischer Validität

    Ein Schlüsselelement eines erfolgreichen Recruitings ist die Berücksichtigung von Gütekriterien wie Objektivität, Reliabilität (Zuverlässigkeit) und Validität (Gültigkeit). Diese Kriterien gewährleisten, dass die eingesetzten Methoden und Tests nicht nur fair und konsistent sind, sondern auch das messen, was sie vorgeben zu messen. Besonders die prognostische Validität ist entscheidend – sie gibt an, wie gut ein Verfahren oder Test vorhersagen kann, ob ein Bewerber bzw. eine Bewerberin in der Zukunft in einer bestimmten Position erfolgreich sein wird.

    2

    Die Vermeidung von Alpha- und Beta-Fehlern

    Effektives Recruiting zielt darauf ab, sowohl Alpha-Fehler (die Einstellung ungeeigneter Kandidatinnen und Kandidaten) als auch Beta-Fehler (die Ablehnung geeigneter Bewerberinnen und Bewerber) zu minimieren. Dies erfordert den Einsatz objektiver und valider Methoden, die über das bloße Bauchgefühl hinausgehen.

    Vermeiden von Alpha- und Beta-Fehlern bei der Personalauswahl
    Vermeiden von Alpha- und Beta-Fehlern bei der Personalauswahl

    3

    Die Bedeutung strukturierter Interviews im Recruiting

    Strukturierte Interviews sind ein zentrales Element im modernen Recruiting. Sie bieten eine systematische und konsistente Herangehensweise und unterscheiden sich wesentlich von unstrukturierten Interviews.

    Grundprinzipien strukturierter Interviews:

    1. Standardisierte Fragen: Strukturierte Interviews basieren auf einem festen Satz von Fragen, die jedem Bewerber und jeder Bewerberin gestellt werden. Diese Standardisierung ermöglicht es, Antworten verschiedener Kandidaten und Kandidatinnen direkt miteinander zu vergleichen.

    2. Fokus auf jobrelevante Kompetenzen: Die Fragen sind sorgfältig darauf ausgerichtet, spezifische, für die Stelle relevante Kompetenzen zu bewerten.

    3. Anforderungsanalyse: Vor dem Interview erfolgt eine gründliche Analyse der Anforderungen der zu besetzenden Stelle.

    4. Fragenarten: Fragen können situativ, verhaltensbasiert oder auf Wissens- und Fähigkeitsaspekte ausgerichtet sein.

    5. Bewertungsskala: Jede Antwort wird anhand einer vordefinierten Skala bewertet, um einheitliche und transparente Bewertungskriterien zu gewährleisten.

    Vorteile strukturierter Interviews:

    1. Erhöhte Objektivität und Fairness: Die Standardisierung der Fragen und Bewertungskriterien reduziert die Wahrscheinlichkeit von Voreingenommenheit und subjektiven Urteilen.

    2. Bessere Vorhersagekraft: Strukturierte Interviews haben eine höhere prognostische Validität im Vergleich zu unstrukturierten Interviews.

    3. Rechtliche Aspekte: Die Standardisierung und Objektivität strukturierter Interviews unterstützen Unternehmen dabei, rechtlichen Anforderungen gerecht zu werden.

    Strukturierte Interviews ermöglichen es Unternehmen, Kandidaten und Kandidatinnen fair, objektiv und effizient zu bewerten und tragen maßgeblich zu einer verbesserten Qualität der Einstellungsentscheidungen bei.

    Ein strukturiertes Interview besteht aus einer festgelegten Reihenfolge von Fragen, die allen Befragten gestellt werden. Dadurch wird eine möglichst repräsentative Stichprobe für die Grundgesamtheit erzielt.
    Ein strukturiertes Interview besteht aus einer festgelegten Reihenfolge von Fragen, die allen Befragten gestellt werden. Dadurch wird eine möglichst repräsentative Stichprobe für die Grundgesamtheit erzielt.

    4

    Dimensionale versus Typologische Persönlichkeitstests

    Moderne psychologische Diagnostik setzt häufig Persönlichkeitstests ein. Es ist entscheidend, zwischen dimensionalen und typologischen Tests zu unterscheiden. Typologische Tests wie der Myers-Briggs-Typenindikator (MBTI) oder DISC klassifizieren Personen in starre Typen und sind für professionelle Zwecke nicht geeignet.

    Dimensionale Tests wie die Big Five oder das Bochumer Inventar messen Persönlichkeitsmerkmale entlang von Kontinua und bieten eine differenzierte Einsicht in die Persönlichkeitsstruktur von Individuen. Diese Tests sind für das Recruiting wesentlich aussagekräftiger.

    5

    Die Rolle von IQ-Tests im Recruiting

    IQ-Tests sind ein integraler Bestandteil des modernen Recruiting-Prozesses und bieten wertvolle Einblicke in das kognitive Potenzial von Bewerbern und Bewerberinnen. Diese Tests sind darauf ausgelegt, eine Vielzahl von geistigen Fähigkeiten zu messen, darunter logisches Denken, räumliches Vorstellungsvermögen, Sprachverständnis und mathematische Fähigkeiten.

    Ein wesentlicher Vorteil von IQ-Tests ist ihre Objektivität. Die Ergebnisse sind weitgehend unabhängig von subjektiven Beurteilungen und bieten daher eine zuverlässige Basis für die Einschätzung kognitiver Fähigkeiten. Darüber hinaus sind sie hochgradig zuverlässig, was bedeutet, dass wiederholte Tests unter vergleichbaren Bedingungen zu ähnlichen Ergebnissen führen.

    In Bezug auf die prognostische Validität sind IQ-Tests besonders aussagekräftig. Sie können eine signifikante Korrelation zwischen den Testergebnissen und verschiedenen Aspekten beruflichen Erfolgs aufzeigen, wie beispielsweise Problemlösungsfähigkeit, Lernfähigkeit und die Fähigkeit, komplexe Informationen zu verarbeiten. Diese Aspekte sind in vielen modernen Arbeitsumgebungen von zentraler Bedeutung.

    Gleichzeitig ist es natürlich wichtig, sie als Teil eines umfassenden Bewertungsansatzes zu sehen, der verschiedene Aspekte der Kandidatenpersönlichkeit und -fähigkeit berücksichtigt, um eine ganzheitliche Sicht auf das Potenzial des Bewerbers bzw. der Bewerberin zu erhalten.

    6

    Soft Skills und Unternehmenskultur

    Soft Skills und die Passung zur Unternehmenskultur spielen eine entscheidende Rolle bei der Auswahl von Kandidatinnen und Kandidaten. Eigenschaften wie Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke und Anpassungsfähigkeit sind oft ausschlaggebend für den Erfolg in einer Position.

    7

    Die erste Auswahlrunde

    In der Sichtung der Bewerberunterlagen, ist ein großzügiger Ansatz empfehlenswert. Diese erste Auswahlrunde ist ein kritischer Schritt im Recruiting-Prozess. Ein großzügiger Ansatz bei der Sichtung der Bewerberunterlagen eröffnet die Möglichkeit, ein breites Spektrum an Talenten zu erkennen und einzubeziehen. Dies fördert Vielfalt, minimiert das Risiko, geeignete Kandidaten und Kandidatinnen auszuschließen, und trägt dazu bei, dass Unternehmen sich anpassen und in einer sich ständig verändernden Arbeitswelt erfolgreich bleiben. Kleinere Fehler in den Unterlagen, wie Tippfehler oder ein unkonventionelles Layout, sind nicht aussagekräftig hinsichtlich der tatsächlichen Qualifikation oder Leistungsfähigkeit eines Bewerbers bzw. einer Bewerberin. Eine umfassendere Betrachtung, die sowohl die Fähigkeiten als auch das Potenzial des Bewerbers bzw. der Bewerberin einbezieht, ist daher sinnvoller.

    Fazit

    Die Talentgewinnung erfordert eine ausgewogene Kombination aus soliden Grundlagen und innovativen Ansätzen. Der Einsatz wissenschaftlich fundierter Methoden wie strukturierte Interviews, dimensionale Persönlichkeitstests und IQ-Tests ermöglicht es Recruitern und Recruiterinnen, effektiver und fairer Talente zu identifizieren und zu gewinnen. Es ist entscheidend, den Menschen hinter den Bewerbungsunterlagen zu sehen und Soft Skills sowie die kulturelle Passung zu berücksichtigen. Mit diesen Ansätzen können Unternehmen die besten Talente gewinnen und einen Arbeitsplatz schaffen, an dem sich Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wohlfühlen und entfalten können. Das jährliche Mitarbeitergespräch wird nicht einfach in den Kalender eingetragen, schnell abgehandelt und dann abgehakt.
    Es muss gut vorbereitet, mit System und ohne Zeitdruck geführt und im nächsten Jahr reflektiert werden.

    * Um unsere Texte möglichst lesefreundlich zu gestalten, verzichten wir darin auf die gleichzeitige Verwendung von männlichen und weiblichen Sprachformen. Dennoch ist uns wichtig, dass sich alle von uns angesprochen fühlen. Daher verwenden wir die männliche und die weibliche Form im Wechsel. Damit sind immer alle anderen Formen gleichermaßen mitgemeint.

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